Eine Bibliothek in Zutphten

Das „Friedenszeichen“, die Gedanken und ein nachdenklicher Besuch in Zutphen, Niederlande. Das waren noch Zeiten, damals, als wir noch unbeschwert reisen konnten. Und so ein Ausflug ist mir wieder in den Sinn gekommen, als wir jüngst über unser aktuelles künstlerisches Projekt „Friedenszeichen“ in „La Maison“ philosophierten.
Je länger es dauert, desto mehr Verästelungen und Nachhaltigkeiten entstehen, was die Verfolgung, Inhaftierung, Folterung und Ermordung engagierter Menschen, des freien und kreativen Geistes in Nazi-Deutschland und der heutigen Welt betrifft.
Bleiben wir im Kapitel „Gedenkkultur“. Besuchen wir dazu inhaltlich die Niederlande.
Was haben die Menschen dort in der Zeit der nationalsozialistischen Besetzung erleben und erleiden müssen?
Nehmt das Stichwort Anne Frank und ihr leider verratenes Versteck in Amsterdam.
Und um solche Verstecke geht es mir, Verstecke für die WiderstandskämpferInnen, Verstecke für Verfolgte, Verstecke für heimlich abgehörte Radiosendungen und Sender, Verstecke für die von den Nazis gesuchte und oft geraubte Kunst und Kultur.
Dazu ein Erlebnis mit zwei direkten Beispielen:
Christiane und ich machten einen Kulturspaziergang in der mittelgroßen alten niederländischen Hansestadt Zutphen.
Zufällig begegneten wir einem älteren, freundlichen Herrn mit einem dicken Schlüsselbund. Er war auf dem Weg zur Walburgiskerk. Dieses eindrucksvolle Kirchenbauwerk stammt aus dem 11.Jh. Vorher hat er uns noch zum Standort der einstigen jüdischen Synagoge geführt. Im eindrucksvollen Kirchenraum gibt es beeindruckende Kunst und eine Bibliothek von 1561, eine der wenigen erhaltenen Kettenbibliotheken in Europa. Auf unsere Frage, wie diese wertvolle Kunst vor den Nazis gerettet wurde, fing unser Begleiter an zu schmunzeln.
„ Die wertvollen Bücher wurden in einheimische Familien gegeben, die sie wirkungsvoll versteckt haben. Die Ergebnisse bestaunen Sie ja gerade. Und das große Wandgemälde bekam „einfach“ eine zusätzliche Mauer davor. Die Nazis haben auch dieses Kulturgut nie gefunden…“
Wir sind ziemlich beeindruckt und nachdenklich wieder nach Hause gefahren.
Für unser „Friedenszeichen“ liegen auch hier inhaltliche Herausforderungen, die wir hoffen, in den nächsten Monaten entsprechend bearbeiten zu können.